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05.11.2024

Nachbericht: AGID 2024 - Austrian Gas Infrastructure Day

Die Zukunft von Österreichs Gas- und Wasserstoffnetz

Die Austria Gas Grid Management AG (AGGM) ist mit der langfristigen Planung des österreichischen Gasnetzes beauftragt.
Am 5. November präsentierte die AGGM im Rahmen der Veranstaltung AGID 2024 die Konsultationsfassungen der Langfristigen und Integrierten Planung (LFiP) sowie des Koordinierten Netzentwicklungsplans (KNEP).

Weg vom Methan, hin zu Wasserstoff und Biomethan

Die AGGM geht in ihren Planungen von einem deutlichen Rückgang des Transportbedarfs für Methan aus. Dennoch werden gasförmige Energieträger in einem dekarbonisierten Energiesystem eine wesentliche Rolle spielen. Daher ist der Hochlauf der Biomethan- und Wasserstoffproduktion – in Österreich und international – ebenso notwendig wie eine leistungsfähige Gasinfrastruktur für den Import aus diversifizierten Quellen und für die Aufnahme der regionalen Produktion erneuerbarer Gase.

Die H2-Roadmap: Fahrplan für den Wasserstoffhochlauf

Die AGGM hat auf der AGID 2024 die aktualisierte H2-Roadmap vorgestellt. Durch die Befragung von Industriekunden wurden die zukünftigen Wasserstoffverbrauchs- und -produktionsstandorte ermittelt. Der Rückgang des Methanabsatzes, der 2023 noch bei 75 TWh lag, ermöglicht es, bestehende Gasleitungen kostengünstig für den Transport von Wasserstoff umzurüsten und mit dem Bau von H2-Ready-Gasleitungen parallele Methan- und Wasserstofftransportnetze aufzubauen. Die Redimensionierung des Erdgasnetzes für den Methantransport in Zahlen: Bis 2040 werden 1.420 km Gasleitungen aus dem bestehenden Methannetz herausgelöst und für den Wasserstofftransport adaptiert, nur ca. 730 km müssten für die Vervollständigung eines Wasserstoffnetzes neu gebaut werden.

Bild rechts v.l.n.r.: Michael Woltran/AGGM, Franz Helm/Verbund Green Hydrogen GmbH, Richard Unterseer/bayernets Bild links unten v.l.n.r.: Thomas Höfling/TAG GmbH, Helmut Wernhart/AGGM
(c) AGGM

Infrastruktur als Schlüssel zum Wasserstoffmarkt

Franz Helm, Geschäftsführer der Verbund Green Hydrogen GmbH, betonte auf der AGID 2024 die Bedeutung einer gut ausgebauten Wasserstoffinfrastruktur. Nur wenn Investitionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Produktion bis zum Verbrauch – synchronisiert werden, könne der Wasserstoffmarkt erfolgreich anlaufen. Dabei spielt die Transportinfrastruktur eine entscheidende Rolle: Nur wenn der sichere und kontinuierliche Transport von Wasserstoff gewährleistet ist, können Industrieunternehmen und andere Verbraucher den Energieträger zuverlässig nutzen.

Ein Blick nach Deutschland zeigt, wie der Aufbau eines Wasserstoffnetzes in der Praxis vorangetrieben wird. Richard Unterseer vom deutschen Übertragungsnetzbetreiber bayernets stellte auf der AGID 2024 die Fortschritte des deutschen Kernnetzes vor, das künftig 9.060 Kilometer Wasserstoffleitungen umfassen soll. Auch ein Finanzierungsmodell ist dort bereits etabliert: Das so genannte Amortisationskonto soll die anfänglichen Finanzierungslücken überbrücken, bis die Wasserstoffnachfrage weiter steigt und sich die Investitionen amortisiert haben. Damit nimmt Deutschland eine Vorreiterrolle in Europa ein.

Die geografische Lage und die Anbindung an internationale Transportwege eröffnen Chancen, zur Drehscheibe für den europäischen Wasserstoffmarkt zu werden. In der abschließenden Podiumsdiskussion wurde das Potenzial Österreichs insbesondere von ÖVGW-Vizepräsident Stefan Wagenhofer hervorgehoben. Ein solcher Status als internationaler Wasserstoff-Hub könnte erhebliche wirtschaftliche Vorteile bringen, setzt aber rasche und klare politische Entscheidungen voraus. Die Rahmenbedingungen müssen rasch definiert und langfristige Strategien entwickelt werden, idealerweise über Parteigrenzen hinweg.

Bild links: Gerhard Christiner | Austrian Power Grid AG; Bild Podiumsdiskussion v.l.n.r.: Andreas Drescher/Decarbonisation RHI Magnesita, Judith Neyer/Strategische Energiepolitik im BMK, Bernhard Painz/AGGM, Stefan Wagenhofer/Gas Connect Austria, Wolfang Anzengruber/Hydrogen Partnership Austria
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