Während die Energiebranche auf den Gesetzesentwurf zur Förderung von „Grünem Gas“ wartet, nehmen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und auch die ÖVGW wichtige Weichenstellungen für die Integration von Biomethan, Wasserstoff und synthetischem Gas in die heimische Energielandschaft vor.
Sollten auch Sie gerade ein spannendes Projekt oder Arbeiten im Bereich Grünes Gas starten, bereits durchführen bzw. abschließen, dann würden wir gerne darüber berichten.
Bitte nehmen Sie dafür unter info@grünesgas.at mit uns Kontakt auf.
ÖVGW wird Kompetenzstelle für Wasserstoff
Die ÖVGW nutzt die Erfahrung ihrer Mitgliedsunternehmen und Forschungspartner, um ein technisches Regelwerk für die Errichtung, den Betrieb und die Organisation von Wasserstoffanlagen zu erstellen. Die ÖVGW hat sich das Ziel gesetzt, für Wasserstoff – so wie bereits für die Gasversorgung – zur technischen Kompetenzstelle zu werden. 2019 wurde dafür ein eigener Fachausschuss eingerichtet.
Derzeit arbeiten die Ausschussmitglieder an technischen Regeln zur Definition der Wasserstoffbeschaffenheit und zum Betrieb von Wasserstoff-Betankungsanlagen sowie von Wasserstoffleitungen. Ein passendes Regelwerk für die Produktion und die sichere Verteilung ist Voraussetzung, damit Wasserstoffanwendungen erfolgreich am Markt eingeführt werden können.
Dabei muss aber „das Rad nicht neu erfunden werden“, wie der Vorsitzende des Ausschusses, Ing. Micha Oberhuber von Gas Connect Austria, in einem Gespräch mitteilte. Vielfach gibt es für Wasserstoff schon Normen. So wurden z.B. von der Automobilindustrie Qualitätsanforderungen festgesetzt, da für den Einsatz in Brennstoffzellen Wasserstoff von hoher Reinheit benötigt wird.
Wie Sascha Grimm vom Kompetenzteam Grünes Gas mitteilte, sollen noch dieses Jahr die ersten Richtlinien an den ÖVGW-Vorstand zur Veröffentlichung übermittelt werden.
Darüber hinaus wird die ÖVGW in ihrer Forschungsinitiative „Greening the Gas“ Fragen zur sicheren Anwendung von Wasserstoff behandeln. So will man u.a. die Wasserstoffverträglichkeit der Gasinfrastruktur (H2-Readiness) untersuchen. Damit sollen die Grundlagen geschaffen werden, um den zulässigen Wasserstoffanteil im Gasnetz von derzeit 4% auf 10% erhöhen zu können. Dies erleichtert es, die Gasinfrastruktur als Speicher für aus erneuerbarem Strom erzeugten Wasserstoff zu verwenden.
HyCentA – Neues Gasanalyselabor
Die Festlegung der Wasserstoffqualität durch technische Regeln ist eine Sache. Es muss aber auch möglich sein zu überprüfen, ob der erzeugte Wasserstoff den vorgeschriebenen Anforderungen entspricht.
Die HyCentA Research GmbH an der TU Graz beschäftigt sich seit ihrer Gründung 2005 ausschließlich mit Forschungs- und Entwicklungsaufgaben zum Thema Wasserstoff und Elektrochemie. Derzeit entsteht im Zuge des vom Klima- und Energiefonds geförderten Projektes UpHy ein neues Gasanalyselabor, in dem mit modernsten Untersuchungstechniken hochpräzise Gasanalysen entsprechend der Norm ISO 14687:2019 durchgeführt werden können. Das Labor kann u.a. an Tankstellen zum Nachweis der geforderten Wasserstoffqualität eingesetzt werden. Die Entwicklung von offiziellen Wasserstoff-Eichmethoden zur Prüfung der Gasqualität und der Abgabemenge ist eine Voraussetzung für den stetigen Ausbau eines H2-Tankstellennetzes. Die Eichbefähigung des neuen Gaslabors wird in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Eich-und Vermessungswesen erarbeitet.
Hard Facts zu UpHy I:
- Erstes Wasserstoffqualitäts-Analyselabor in Österreich
- Probenahme von H2 an Industrieschnittstellen und Wasserstofftankstellen
- Analysatoren: Massenspektrometer, Fourier-Transform-Infrarotspektrometer
- Geplante Fertigstellung Q2/2021
Die Erkenntnisse des Forschungsprojektes sollen als Basis für das Folgeprojekt UpHy II dienen. Dabei will man – aufbauend auf die Entwicklungen von UpHy I – eine grüne Wasserstoff-Produktion sowie eine modulare H2-Tankstelle, bestehend aus einer 300 bar Trailer-Füllstation und einer 350 bar Betankungsinfrastruktur für Busse und LKW, nach neuesten Standards errichten.
Renewable Gasfield- Grünes Gas für die Steiermark
Die Energie Steiermark hat im nahe bei Leibnitz gelegenen Gabersdorf eine Anlage zur erneuerbaren Wasserstoff-Produktion errichtet. Noch heuer, voraussichtlich im Herbst 2021, soll dort erzeugter Grüner Wasserstoff sowie synthetisches Methan in das Gasnetz eingespeist werden.
Der erneuerbare Strom für die Wasserstoffproduktion kommt aus einer 1-MW-Photovoltaik-Anlage. Ein PEM-Elektrolyseur mit der gleichen Leistung ist darauf ausgelegt stündlich 21 kg Wasserstoff zu erzeugen. Dieser kann direkt in das Gasnetz eingespeist werden und steht so für eine Vielzahl von Anwendungen zur Verfügung.
Die Wasserstoffproduktion ist zudem mit einer Methanisierungs-Anlage gekoppelt. Das dafür benötigte CO2-haltige Rohbiogas stammt aus einer nahegelegenen Biogasanlage. Es wird in der Methanisierungs-Anlage mit dem Wasserstoff in Reaktion gebracht, so dass CH4, also synthetisches Methan, mit denselben Eigenschaften wie fossiles Erdgas entsteht. Das so erzeugte Grüne Gas kann über das Gasnetz verteilt werden.
Der Teil des Wasserstoffs, der nicht direkt in das Gasnetz eingespeist bzw. der Methanisierung zugeführt wird, soll über Trailer und eine 350-bar-Wasserstofftankstelle zur Verteilung kommen.
In Tirol ab 2021 noch mehr Biogas
Seit 2007 ist der Tiroler Energieversorger TIGAS an der Bioenergie Schlitters GmbH beteiligt und arbeitet mit dem Abwasserverband Achental-Inntal-Zillertal in Strass zusammen. Ziel dieser Partnerschaften ist die Sammlung möglichst großer Mengen biogener Wertstoffe und Klärgas zur Verarbeitung zu Biogas und der Einspeisung in das Gasnetz.
Seit 2020 kooperiert die TIGAS zudem mit dem Abfallbeseitigungsverband Westtirol in Roppen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wird derzeit eine Biogas-Aufbereitungsanlage (BARA) am Areal der Biogasanlage Roppen errichtet, die demnächst ihren Betrieb aufnehmen wird. Nach der Fertigstellung und Inbetriebnahme der BARA wird ein Teil des von der Biogasanlage Roppen erzeugten und vorbehandelten Biogases der Aufbereitungsanlage zugeführt. Das Bio-Rohgas stammt aus der anaeroben Vergärung von biogenen Abfällen und Grünabfall. In der Biogasaufbereitungsanlage wird dieses bisher ungenutzte überschüssige Gas auf Erdgasqualität aufbereitet, im Gasnetz gespeichert und zu den Verbrauchern geliefert.
Ab März 2021 werden in Roppen jährlich rund 6.300 MWh Biogas für die Wärmeerzeugung in Haushalten und die Betankung von Gasfahrzeugen zur Verfügung gestellt.
Die TIGAS forciert die Realisierung weiterer Projekte zur Einspeisung von Biogas in das Gasnetz. Neben den nun bereits bestehenden drei Anlagen soll eine weitere im zweiten Halbjahr 2021 in Betrieb gehen.
Quelle: TIGAS AG