29.04.2023

Gampern: Weltweit erster geologischer H2-Speicher in Betrieb

Am 27. April 2023, zwei Jahre nach Projektstart, wurde die Anlage „Underground Sun Storage“ in Gampern (OÖ) in Anwesenheit von Landeshauptmann Thomas Stelzer und Vertretern von BMK, BMF und Klima- und Energiefonds feierlich in Betrieb genommen. RAG Austria CEO Markus Mitteregger: „In unserer richtungsweisenden Demonstrationsanlage bringen wir 4,2 GWh Sommerstrom in Form von Wasserstoff in den Winter und machen die Erneuerbaren damit versorgungssicher. Wir bilden die gesamte Wertschöpfungskette ab und setzen auf ein perfektes Zusammenspiel zwischen Erzeugung, Umwandlung, Speicherung und künftiger Nutzung von grüner Energie.“

Die Pionierarbeit der RAG und ihrer Partner ist von großer Bedeutung für Unternehmen, politische Entscheidungsträger und Behörden zur strategischen Weiterentwicklung der Energiesysteme. Durch die Ergebnisse von „Underground Sun Storage“ wird es möglich, die Gasspeicher mit ihren enormen Volumina auch als Wasserstoff- und Grünstromspeicher zu positionieren. Gerade in Österreich gibt es mit seinen idealen geologischen Strukturen und bestehenden, modernen Speicherkapazitäten dafür großes Potenzial. So wird es möglich, die Erzeugung erneuerbarer Energie und ihren kurzfristigen Verbrauch zu entkoppeln und Versorgungssicherheit ganzjährig zu ermöglichen.

(v.l.n.r.) Franz Helm (Verbund), Stefan Stallinger (COO Energie AG), Franz Mittermayer (Vorstand EVN AG), Markus Mitteregger (CEO RAG), Thomas Stelzer (Landeshauptmann OÖ), Andreas Reichhardt (BKS), Jürgen Schneider (BKS), Bernd Vogel (Klima- und Energiefonds).
© RAG Austria AG / Volger

Versorgungssicherheit – Klimaschutz – Standortsicherung

Wasserstoff ist der wesentliche Baustein zur Erreichung der Klimaziele und zur Erhöhung der Versorgungssicherheit. Er lässt sich ohne CO2-Emissionen erzeugen und flexibel einsetzen – ob für Anwendungen in der Industrie, der Wärme- und Stromerzeugung oder der Mobilität. Entscheidend ist aber seine großvolumige Speicher- und Transportierbarkeit in einer bestehenden, nahezu unsichtbaren Infrastruktur.

Laut Mitteregger ist ein rascher Wasserstoffhochlauf unabdingbar. Es reiche nicht, den Ausbau erneuerbarer Energien zu forcieren, der Sonnen- und Windstrom der Sommermonate müsse speicherbar gemacht und so in den Winter gebracht werden, wenn Wind nicht konstant, Sonne und Wasser nicht ausreichend Energie liefern, um den erhöhten Bedarf zu decken. Experten gehen bis 2030 allein in Österreich von einem saisonalen Energietransfer von 10 TWh pro Jahr aus. „Underground Sun Storage“ ist der erste Schritt in diese Richtung. Finanz-/Bergbauminister Magnus Brunner hob in einer Stellungnahme die Bedeutung der Technologieoffenheit zur Erreichung der Klimaziele hervor. Darauf setze auch die RAG mit dem weltweit ersten geologischen H2-Speicher: „Der eingespeicherte grüne Wasserstoff leistet einen wichtigen Beitrag zur ganzjährigen Versorgungssicherheit – gleichzeitig wird fossiles Erdgas ersetzt und damit unsere Abhängigkeit reduziert. Eine Win-Win-Situation für Klima und Standort!“

Im BMK begrüßt man das Projekt ebenfalls als „Schritt in die grüne Energiezukunft“. Ministerin Gewessler ließ verlauten, dass es der RAG hier gelungen sei, „internationale Maßstäbe zu setzen und zu zeigen, wie der Umbau zu einem klimaneutralen Österreich gelingt“; mit diesem Know-how könne man im globalen Wettbewerb „ganz oben mitspielen“. Landeshauptmann Stelzer sieht im Wasserstoff für Oberösterreich als Industrie-Bundesland Nr. 1 einen entscheidenden Faktor, um den Standort „noch zukunftsfitter auszurichten“.

Leuchtturmprojekt mit renommierten Partnern

Unter der Leitung der RAG Austria AG als Initiator und Technologieführer wird in der Anlage bis 2025 Wasserstoff erzeugt und unterirdisch gespeichert, um danach in der Region stofflich oder energetisch genutzt zu werden oder direkt über Wasserstoffkraftwerke der Versorgungssicherheit mit Strom und Wärme zu dienen. Elf renommierte Partner begleiten das Projekt mit interdisziplinär technisch-wissenschaftlichen Untersuchungen, der Entwicklung von Aufbereitungstechnologien, Modellierung künftiger Energieszenarien und technoökonomischen Analysen. Dazu gehören: Wasserstoff als Ersatz für fossiles Erdgas, Direktverwendung in der energieintensiven Industrie, Aufbereitungsbedarf und -technologie und Verwertungsmöglichkeiten des Wasserstoffs mit hoher Reinheit. Das Projekt wird im Rahmen des Energieforschungsprogramms des „Klima- und Energiefonds“ gefördert.