Im italienischen Teil des Wipptals erzeugt die in der Nähe von Sterzing ansässige Biogas Wipptal GmbH seit 2017 aus Gülle und Stallmist Biogas, Strom und Wärme. Nun planen die Betreiber den nächsten Schritt. Dafür wurde die Kapazität der Anlage auf 150.000 Tonnen Gülle und Festmist erweitert. Bereits Ende dieses Jahres soll ein Teil des produzierten Rohbiogases zuerst zu Biomethan aufbereitet werden, um in der Folge Bio-LNG für den Schwerverkehr zu erzeugen. Man plant jährlich rund 4.200 Tonnen flüssiges Bio-LNG zur produzieren. Mit dieser Menge könnten übers Jahr täglich rund 30 LKWs betankt werden.
Das flüssige Bio-LNG wird in drei vakuumisolierten Lagertanks unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen gelagert. Bei Biogas Wipptal möchte man eine möglichst große Menge des erzeugten Bio-LNG an Frächter in Italien, Deutschland und der Schweiz absetzen. Abnehmer werden sich finden, denn neue Gesellschafter, sie kommen allesamt aus der Transportbranche, investieren knapp 20 Millionen Euro in den Ausbau. Zusätzlich sollen noch eine eigene LNG-Tankstelle betrieben werden.
Für das bei Aufbereitung des Rohbiogases zu Biomethan anfallende CO2 ist ebenfalls ein Verwertungspfad vorgesehen. Es wird nicht in die Atmosphäre abgegeben, sondern es soll daraus Bio-Trockeneis und Kohlensäure für die Lebensmittelindustrie hergestellt werden. Trockeneis kann bei seiner Verwendung gegenüber herkömmlichen Kühlungen ebenfalls CO2-Emissionen einsparen.
Bio-Dünger für die Bauern
Nach der Gärung wird etwa die Hälfte des Gärrestes zu den Landwirten zurückgebracht und emissionsarm und geruchsfrei auf Feldern, Weiden und Wiesen ausgebracht. Weil die Nitratwerte im ausgebrachten Gärrest durch die Behandlung halbiert wurden, fällt es den Bauern leichter die Grenzwerte EU-Nitratrichtlinie zum Schutz des Grundwassers einzuhalten. Die andere Hälfte des Gärrestes wird zunächst mechanisch mit einem Pressschneckenseparator und einem Vibrationssieb in flüssige und feste Bestandteile getrennt. Die flüssige Phase wird in einem 3-stufigen Umkehr-Osmoseverfahren zu Vorfluter reinem Wasser aufbereitet und in den Pfitscherbach eingeleitet, der bei Sterzing in die Eisack mündet.
Die feste Phase aus der Separierung wird getrocknet, zerkleinert und zu Dünger pelletiert. Den Pellets werden zusätzlich die Konzentrate aus der Umkehrosmose beigefügt. Damit entsteht ein Mehrnährstoffdünger mit hohem Gehalt an organischer Masse, der anschließend zur Düngung im Wein- und Obstbau verwendet wird. Somit kann auch Kunstdünger auf Ammoniakbasis gespart werden.
Auch in NÖ mehrere Verwertungspfade
Ein ähnlich innovatives Projekt, wie jenes im Wipptal findet man seit einigen Jahren auch in Niederösterreich in St. Margarethen am Moos. Auch dort erzeugt man aus Gülle und Mist sowie anderen landwirtschaftlichen Reststoffen Biomethan, das sowohl in das öffentliche Erdgasnetz eingespeist (bis zu 400 m3 pro Stunde), als auch an einer ganztägig geöffneten Betriebstankstelle als Bio-CNG (Compressed Natural Gas) abgegeben wird. Ein Biogastank mit einer Kapazität von mittlerweile 270 Kg ermöglicht die Betankung von 20 PKWs oder 2 LKWs pro Stunde.
So wie in Südtirol gibt es auch in der Anlage der EVM St. Margarethen am Moos eine Verwertung der Gärreste. Das Material wird separiert, d.h. in einen flüssigen und einen festen Teil getrennt. Die flüssige Gülle wird den Substratlieferanten als Dünger für ihre Felder zurückgegeben, die diesen dann dort wieder ausbringen. Der feste Teil stellt ebenfalls einen hochwertigen Dünger für Blumen und Gemüse dar, der direkt in der Anlage gekauft werden kann.
Auch für das bei der Biomethanproduktion anfallende CO2 hat die EVM Bioenergie eine Verwertung entwickelt. Es wird zum Teil seit Ende 2016 in einer eigenen Leitung in das benachbarte Glashaus der Red Tomatoes GmbH geleitet.