Die Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff wird als entscheidend für die Dekarbonisierung der Industrie angesehen. Wasserstoff wird als Rohstoff für viele Prozesse benötigt und derzeit fast ausschließlich durch Dampfreformierung aus Erdgas hergestellt. Es entstehen bei der Produktion einer Tonne
Wasserstoff 10 Tonnen CO2. Für diese CO2-Emissionen müssen Hersteller mit einer Produktionskapazität von mehr als 5 Tonnen pro Tag CO2-Zertifikate erwerben. Dies gilt jedoch nicht für die gesamte Menge der entstehenden CO2-Emissionen. Ein Teil wird kostenlos zugeteilt. Damit soll „Carbon Leakage“, also die Verlagerung der Produktion in Regionen außerhalb der EU, in denen es kein CO2-Bepreisungssystem gibt, verhindert werden.
Durch die kostenlose Zuteilung von CO2-Zertifikaten haben Produzenten, die Wasserstoff aus Erdgas herstellen, derzeit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Produzenten von Grünem Wasserstoff. Dies wurde im vergangenen Jahr durch die Überarbeitung der EU-Emissionshandelsrichtlinie (ETS-Richtlinie) zumindest teilweise korrigiert.
In einer delegierten Verordnung zur ETS-Richtlinie wurde nun festgelegt, dass ab 2025 Hersteller von erneuerbarem Wasserstoff die gleiche Menge an kostenlosen Zertifikaten erhalten wie Anbieter von fossilem Wasserstoff. Diese Zertifikate, die sie ja nicht benötigen, können sie verkaufen, z.B. an Unternehmen, die mehr Emissionen verursacht haben als erlaubt. Auf diese Weise können die im Vergleich zu fossilem Wasserstoff höheren Betriebs- und Investitionskosten von grünem Wasserstoff teilweise gedeckt werden. Bei den Auktionen Anfang Mai 2024 wurden an der deutschen Energiebörse ETX die ETS-Zertifikate für den Ausstoß einer Tonne CO2 mit rund 70 Euro gehandelt.
Elektrolyseverfahren, bei denen Wasserstoff als Nebenprodukt anfällt, können jedoch nicht von der kostenlosen Zuteilung profitieren, da diese Technologien nicht neu sind und ein anderes Hauptziel als die Wasserstofferzeugung verfolgen.
Derzeit gibt es in der EU zahlreiche Projekte zur Erzeugung von Grünem Wasserstoff. Die kostenlose Zuteilung von Zertifikaten soll die endgültigen Investitionsentscheidungen positiv beeinflussen, da die Anlagenbetreiber ihr Produkt zu einem niedrigeren Preis anbieten können.