Mitte Oktober wurde in Leoben das neue Forschungszentrum für Wasserstoff und Kohlenstoff der Montanuniversität Leoben (MUL) im Beisein von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler eröffnet. Dort wird die Aufspaltung von Methan in Wasserstoff und festen Kohlenstoff sowie die Erzeugung von grünem Kohlenstoff aus Biomassereststoffen erforscht. „Damit werden die Weichen für eine deutliche Reduktion der Treibhausgasemissionen am Industriestandort Österreich gestellt“, so Rektor Peter Moser. Gewessler betonte in ihrer Eröffnungsrede die Notwendigkeit, für eine klimaneutrale Zukunft auf erneuerbare Energien zu setzen: „Für unsere Industrie bedeutet das vor allem den Umstieg auf grünen Wasserstoff“.
Wasserstoff spielt eine Schlüsselrolle bei der Energiewende, z. B. als Energieträger für klimafreundliche Autos und Produktionsprozesse. Eine vielversprechende Herstellungsvariante ist die Umwandlung von Biomethan in Wasserstoff. Die Montanuniversität Leoben und die TU Graz entwickeln hierzu entsprechende Technologien, die durch Bundesförderungen unterstützt werden.
Im neuen Zentrum forschen bis zu 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Montanuniversität zusammen mit Industriepartnern wie der RAG AG an neuen Wasserstoff- und Kohlenstofftechnologien. Aktuell ist die Dampfreformierung die am weitesten verbreitete Technologie zur Wasserstofferzeugung. Dabei wird Methan unter Hitze in Wasserstoff und CO₂ umgewandelt, wobei das entstehende CO₂ in die Atmosphäre gelangt und den Treibhauseffekt verstärkt.
Die Montanuniversität Leoben arbeitet an Pyrolysetechnologien, die eine CO₂-freie Wasserstoff- und Kohlenstoffproduktion ermöglichen sollen. Bei der Methanpyrolyse wird Methan in Wasserstoff und festen Kohlenstoff zerlegt, ohne CO₂ freizusetzen. Im Vergleich zur Wasserelektrolyse kann so vier- bis fünfmal mehr Wasserstoff bei gleichem Energieaufwand erzeugt werden. Ziel ist es, sowohl Wasserstoff als auch den knappen Rohstoff Kohlenstoff zu gewinnen. Kohlenstoff wird in der Landwirtschaft zur Bodenverbesserung und in der Industrie für Batterien, Computerchips und Kohlenstofffasern verwendet. Diese finden Anwendung in der Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt, Sport- und Freizeitindustrie sowie der Hightech-Industrie.
Die Pilotanlage in Leoben kann bis zu 25 Normkubikmeter Methan pro Stunde umwandeln. Es werden zwei Pyrolyse-Verfahren näher betrachtet: die Methanpyrolyse im Flüssigmetallbad und die Pyrolyse im Hochtemperaturplasma. Zur Anlage gehören auch ein Heißgasfilter, ein Membransystem zur Gasreinigung, eine Brennkammer sowie Anlagen zur Nachbehandlung des festen Kohlenstoffs.
Die Montanuniversität Leoben ist auch Forschungspartner im ÖVGW-Programm „Grünes Gas“. Neben der Methanpyrolyse forscht sie an weiteren Technologien entlang der Wertschöpfungskette von Wasserstoff und Kohlenstoff, etwa der vollständigen Nutzung von Biomasse, der Veredelung von Kohlenstoff und der Weiterverarbeitung von Biomassepyrolyse-Gasen zu synthetischen Kraftstoffen. Auch die Anwendung von Wasserstoff in der Metallurgie und im Recycling wird untersucht.