Um die Ziele „100% erneuerbare Stromversorgung bis 2030“ und „Klimaneutralität bis 2040“ erreichen zu können, ist ein massiver Aus- und Umbau der Energieinfrastruktur notwendig.
Der ÖNIP (Österreichischer Integrierter Netzentwicklungsplan) des BMK liefert wichtige Anhaltspunkte und Transparenz, wie sich die Energieinfrastruktur entwickeln muss, damit die Energiewende gelingen kann
Klimaministerin Leonore Gewessler präsentierte am 8. April im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien im Beisein von AGGM-Vorstand Bernhard Painz und APG-Vorstand Gerhard Christiner den nun fertiggestellten ÖNIP. Wie Gewessler stolz bekannt gab, ist Österreich das erste EU-Mitgliedsland, das einen derartigen Integrierten Netzentwicklungsplan vorlegen kann.
Auch Bernhard Painz konnte eine Erfolgsmeldung verkünden: „Die sektorspezifischen Infrastrukturpläne der AGGM – und auch der APG – haben im ÖNIP-Prozess ihren Niederschlag gefunden und damit auch unsere H2-Roadmap für Österreich, die über weite Strecken im ÖNIP bestätigt wird“.
Für Painz ist klar: Ohne gasförmige Energieträger geht es nicht, das hat der ÖNIP bestätigt. Die universellen Einsatzmöglichkeiten (Industrie, Energie, Verkehr), die enormen Transportkapazitäten der Leitungsinfrastruktur und die enormen Speicherkapazitäten der grünen Gase werden im ÖNIP berücksichtigt. Strom und Gas ergänzen sich und müssen daher auch integriert – sektorgekoppelt – betrachtet werden. Dies ist im ÖNIP erstmals gelungen. Er ist damit auch die Grundlage dafür, dass die Versorgungssicherheit auch in Zukunft jederzeit gewährleistet werden kann.
Umbau der Gasinfrastruktur schafft paralleles H2-Netz
Die erfolgreiche Integration von Grünen Gasen in das Energiesystem – insbesondere von Biomethan und Wasserstoff – setzt den Umbau der Gasinfrastruktur voraus. Zum einen müssen Biomethananlagen an das Gasnetz angeschlossen werden, um die Speicherfähigkeit dieses Energieträgers optimal nutzen zu können.
Mit der Umwidmung von ca. 1.400 km bestehender Erdgasleitungen für den Wasserstofftransport und dem Neubau von ca. 300 km Wasserstoffleitungen kann auch das Wasserstoff-Startnetz relativ schnell aufgebaut werden. Mit ca. 2 Mrd. Euro kann so ein leistungsfähiges Wasserstoffnetz errichtet werden, das für den prognostizierten Bedarf und Transit im Jahr 2050 ausreichend dimensioniert ist. Mit diesen Investitionen ist auch die Anbindung an den europäischen Wasserstoff-Backbone und damit die Rolle Österreichs als Gasdrehscheibe für Zentraleuropa gesichert.
Der rasche Aufbau der Wasserstofftransportinfrastruktur ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, denn nur im Vertrauen auf die Verfügbarkeit der Transportinfrastruktur können Investitionen in die Wasserstoffproduktion und die Umstellung von Produktionsprozessen auf Wasserstoff geplant und umgesetzt werden.
Rechtsrahmen für Umsetzung nötig
Für die Umsetzung der H2-Roadmap ist es notwendig, die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Wasserstoffwirtschaft zu schaffen, dann kann mit dem ersten Baustein des H2-Netzes begonnen werden: dem H2Collector Ost – einer Gasleitung für den Transport von erneuerbarem Wasserstoff aus dem Nordburgenland Richtung Wien und Schwechat. Damit könnte bereits ab 2026 ein wesentlicher Beitrag zur Umsetzung der Wasserstoffstrategie des Bundes geleistet werden.
„Es ist gut, einen sektorübergreifenden Plan für die Energiewende zu haben, aber um die Dekarbonisierungsziele tatsächlich zu erreichen, müssen wir vom Ziel- zum Maßnahmenweltmeister werden. Nur dann kann die Energiewende in der Pipeline gelingen“, ergänzt Bernhard Painz.