30.05.2024

Österreich, Italien und Deutschland wollen H2-Import-Route aufbauen

Die Energieminister der drei Länder unterzeichneten eine Absichtserklärung zur Entwicklung des südlichen Korridors. Um Grünen Wasserstoff nach Europa zu bringen.

Europa braucht in Zukunft große Mengen an klimaneutralem Wasserstoff, um die Dekarbonisierung der Industrie, der Stromversorgung, der Raumwärme und des Mobilitätssektors erfolgreich umzusetzen.

Dazu sollen fünf großräumige Wasserstoff-Importkorridore entwickelt werden, über die ab 2030 bis zu 10 Millionen Tonnen erneuerbarer Wasserstoff in die EU transportiert werden können.

H2 Molekül

Am 30. Mai wurde am Rande des EU-Energieministerrats ein wichtiger Schritt zur Umsetzung des Projekts gesetzt: Deutschland, Österreich und Italien unterzeichneten eine gemeinsame Absichtserklärung zur Entwicklung des südlichen Wasserstoffkorridors. Über diese H2-Pipeline, die größtenteils durch die Umrüstung bestehender Leitungen realisiert wird, soll künftig Grüner Wasserstoff aus Nordafrika in die drei Länder gelangen. Die beiden österreichischen Gasnetzbetreiber Gas Connect Austria GmbH (GCA) und Trans Austria Gasleitung GmbH (TAG) planen das Projekt gemeinsam mit Netzbetreibern aus Deutschland (Bayernets) und Italien (Snam).

TAG Geschäftsführerin Brigitte Straka-Lang begrüßt die Vereinbarung für ein rasches und koordiniertes Vorgehen zwischen Italien, Österreich und Deutschland. Sie betont, dass ein synchronisierter technischer Ausbau (Hochlauf) der Wasserstoffwirtschaft zwischen den drei Ländern notwendig sei, etwa bei der Vereinheitlichung der Drucke an den Grenzübergabestellen und der Einführung einheitlicher technischer Standards auf EU-Ebene. Es müsse schnell gehandelt werden, da sonst die Gefahr bestehe, dass der Wasserstoff in Zukunft über alternative Routen an Österreich vorbeigeführt wird.

TAG Geschäftsführerin Brigitte Straka-Lang
©Trans Austria Gasleitung GmbH

Das gemeinsame Vorgehen der Unternehmen war einer der Gründe dafür, dass dem Projekt „SoutH2-Corridor“ der Status eines Projekts von gemeinsamem europäischem Interesse (PCI) zuerkannt wurde. Dies eröffnet den Zugang zu Zuschüssen und Darlehen aus dem EU-Finanzierungsinstrument „Connecting Europe Facility“ (CEF) sowie die Möglichkeit verkürzter und vereinfachter Genehmigungsverfahren.

South Corridor macht Österreich zur H2-Drehscheibe

In Österreich existiert mit der H2-Roadmap der AGGM bereits ein Masterplan für den Aufbau eines Wasserstoffnetzes bis 2050. Auch in anderen europäischen Ländern gibt es derartige Planungen für die Realisierung alternativer Importkorridore. Mit der kürzlich erfolgten Verabschiedung des Gas- und Wasserstoffpakets der EU gibt es nun auch EU-weit einheitliche Regelungen für die Entwicklung des zukünftigen Wasserstoffmarktes einschließlich der entsprechenden Infrastruktur.

Grafik: south2corridor
© south2corridor

Es ist daher wichtig, dass in Österreich rasch die notwendigen regulatorischen Maßnahmen getroffen werden, die den Aufbau und Betrieb von Wasserstoffnetzen regeln. Nur dann kann das österreichische Gasnetz – wie beim Erdgas – auch für Wasserstoff eine Drehscheibenfunktion übernehmen und diesen in die Märkte der Nachbarländer sowie in die zukünftigen Verbrauchszentren im Inland verteilen.

Planungen für den Umbau bzw. Ausbau des Gasnetzes werden von den Unternehmen bereits durchgeführt. So arbeitet die TAG an einer Machbarkeitsstudie, um einen der drei derzeit für den Erdgastransport genutzten Stränge für den Wasserstofftransport umzurüsten.