Erneuerbare Gase wie Biomethan und grüner Wasserstoff werden in Zukunft Erdgas in vielen Bereichen ersetzen und so zur Dekarbonisierung der Energieversorgung beitragen. Ein künftiges Einsatzgebiet ist die Strom- und Wärmeerzeugung in Kraftwerken.
Anfang Juli wurde im KWK-Kraftwerk Donaustadt erstmals Wasserstoff dem üblicherweise eingesetzten Energieträger Erdgas beigemischt. Die Umbauarbeiten für dieses Projekt begannen bereits im Vorjahr. Wien Energie führt dieses Forschungsprojekt gemeinsam mit den Projektpartnern RheinEnergie, Siemens Energy und VERBUND durch.
Der Versuch ist weltweit der erste dieser Art an einer kommerziell betriebenen Gas-und-Dampfturbinen-Anlage in dieser Leistungsklasse. Mit dem Versuch wollen die Kooperationspartner wichtige Erkenntnisse für die Umstellung von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf grüne Gase gewinnen. Die Erkenntnisse aus diesem Versuch sind nicht nur für die Projektpartner von Bedeutung: Vom Gasturbinentyp, der im Kraftwerk Donaustadt zum Einsatz kommt, sind allein in Europa mehr als 115 Anlagen in Betrieb.
Bis zu 15 Prozent Wasserstoff-Beimischung
Rund 10 Millionen Euro investieren die Projektpartner in das Projekt. Zusätzlich wurden Fördermittel aus dem Programm „Vorzeigeregion Energie“ des Klima- und Energiefonds beantragt. Von Mitte Juli bis Mitte September werden an mehreren Testtagen unterschiedliche Mengen Wasserstoff beigemischt. Beginnend mit 5 % steigern die Projektpartner den Wasserstoffanteil im Rahmen des Versuchs auf bis zu 15 %. In einem Folgeprojekt ist geplant, den Anteil auf rund 30 % zu erhöhen. Ist der Versuch erfolgreich, soll die Anlage für den Dauerbetrieb zertifiziert werden. Bereits bei einer Beimischung von 15 % grünem Wasserstoff im Kraftwerk Donaustadt könnten jährlich rund 33.000 Tonnen CO2 eingespart werden.
„Wir kommen vom Reden ins Tun und machen Wien bis 2040 klimaneutral. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir neben den etablierten Technologien auch neue Ansätze. Der weltweit erste Wasserstoff-Betriebsversuch bei uns im Kraftwerk Donaustadt ist dafür ein besonderer Meilenstein, um künftig grüne Gase in großen Kraftwerken einzusetzen. Mit unserer länderübergreifenden Kooperation setzen wir entscheidende Impulse für die Energiewende in ganz Europa“, so Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.
Die beteiligten Unternehmen erwarten von dem Betriebsversuch wichtige Erkenntnisse und Daten zu Effizienz und Emissionen der Wasserstoff-Mitverbrennung über den gesamten Betriebsbereich. Diese Erkenntnisse sind für die Weiterentwicklung von wasserstofftauglichen Gasturbinenkomponenten und Kraftwerksinfrastrukturen von hoher Relevanz. Die beteiligten Unternehmen werden die Ergebnisse bis Anfang 2024 gemeinsam auswerten und daraus Schlussfolgerungen für die weitere Anpassung an die neuen grünen Energieträger der Zukunft ziehen.