Im Südburgenland – und hier besonders in der Region um Güssing – wurden in den vergangenen Jahren wichtige Pionierleistungen für die Erzeugung von erneuerbarer Energie vollbracht. Nun möchte man eine Pilot- und Forschungsanlage errichten, in der aus dem Rohstoff Holz sowie aus regional vorhandenen Reststoffen Grüner Wasserstoff und Grünes Gas erzeugt wird.
Die gängigste Methode um Grünen Wasserstoff zu erzeugen, ist derzeit die Elektrolyse unter Einsatz von erneuerbarem Strom.
Wasserstoff kann aber auch über „Thermochemische Verfahren“ aus Biomasse gewonnen werden. Das bei der Vergasung gebildete Synthesegas besteht je nach verwendetem Rohstoff und dem eingesetzten Vergasungsverfahren aus Wasserstoff (35% – 45%), Kohlenmonoxid (22% – 25%), Kohlendioxid (20% – 25%), Methan (ca. 10%) und anderen Komponenten.
Für die Umwandlung eines Brennstoffes – z. B. Holz – in ein brennbares Gasgemisch gibt es mehrere technische Verfahren. Dabei wird das „Zweibett-Wirbelschicht-Vergasung“, kurz DFB-Verfahren (DFB steht für Dual Fluidised Bed), als die am meisten ausgereifte Technologie betrachtet.
Das von der TU Wien entwickelte DFB-Verfahren wurde erstmals im Jahr 2000 in der Stadt Güssing als Pilot-, Demonstrations- und Forschungsanlage in industrieller Form umgesetzt. Das Verfahren wurde seit dieser Zeit ständig weiterentwickelt und inzwischen auch weltweit in verschiedenen Anlagen eingesetzt.
Neue Anlage zur Produktion von Grünen Gasen
Um das DFB-Verfahren im noch größeren Ausmaß bekanntzumachen und zu verbreiten, wurde das „CENTER FOR FUTURE ENERGIE TECHNOLOGIES – CeFET“ gegründet. Schwerpunkt der Tätigkeit soll die Erzeugung Grüner Gase aus biogenen Roh- und Reststoffen sein.
Wie der Geschäftsführer der CeFET GmbH, Ing. Reinhard Koch, erklärte, plant man derzeit in der Klima- und Energiemodellregion Güssing die Errichtung einer Pilot- und Forschungsanlage. Darin soll aus in der Umgebung im großen Ausmaß vorhandener Biomasse Grüner Wasserstoff (700 m3 pro Stunde) und Synthetisches Methan (300 m3 pro Stunde) erzeugt werden. Die Grünen Gase sollen in das Gasnetz eingespeist werden. Die beim DFB-Verfahren entstehende Abwärme soll für die Fernwärmeversorgung genutzt werden. Die geplante Anlage eignet sich besonders für kleine ländliche Gemeinden mit regional verfügbaren organischen Reststoff-Ressourcen, z.B. Schadholz aus Wäldern oder Holzabfälle, die beim Grünschnitt zur Straßenrand- und Landschaftspflege anfallen.
Die Anlage soll bereits heuer errichtet werden und Anfang 2022 den Betrieb aufnehmen. Voraussetzung ist allerdings, dass es bald die schon lange angekündigten passenden gesetzlichen Regelungen und Fördermodelle für die Erzeugung und Nutzung von Grünen Gasen gibt.
Bei der CeFET GmbH arbeitet man aber bereits an Konzepten zur Errichtung von weiteren, auch größeren, Anlagen – sowohl in Österreich als auch an anderen europäischen und weltweiten Standorten. Wie Reinhard Koch ausführt, ist die DFB-Technologie in Österreich besonders dafür geeignet, den starken Schadholzanfall in den Wäldern auf wirtschaftliche und hocheffiziente Weise in Grüne Gase umzuwandeln.