Von Mitte September bis Ende November wurde auf den Nebenbahnen im südlichen Niederösterreich testweise ein Wasserstofftriebzug des Herstellers Alstom im regulären Fahrgastbetrieb eingesetzt. „Wir verstehen uns ganz klar als Pioniere beim Testen der Wasserstofftechnologie“ sagte ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä bei der Verabschiedung des ersten Wasserstoffzuges in Wien.
Neben dem Einsatz im Fahrgastbetrieb wurde für den Zeitraum der Testphase auch eine mobile Wasserstoff-Tankstelle auf dem ÖBB Betriebsgelände in Wiener Neustadt errichtet – die ÖBB testeten somit ein Komplettsystem inklusive Fahrzeuginstandhaltung und Wasserstoffversorgung.
Der Test auf den topografisch anspruchsvollen Strecken im Süden von Niederösterreich war auch für den Zughersteller Alstom von großem Interesse. Denn bisher kamen Wasserstoffzüge vor allem auf flachen Strecken in Norddeutschland und den Niederlanden zum Einsatz. Nun sollte überprüft werden, ob der Zug sich auch für gebirgige Strecken eignet. Bereits die ersten erfreulichen Testergebnisse zeigten: Auch die Zugstrecken durch das Wechselgebiet und die Bucklige Welt bewältigte der Wasserstoffzug ohne Probleme.
1.000 Kilometer Reichweite
Während des Probebetriebes konnten die Fahrgäste und die Umgebung von der sicheren sowie auch sauberen und umweltfreundlichen Technologie profitieren. Im Vergleich zu einem Dieseltriebzug entstehen beim Wasserstoffzuge keine lokalen CO2-Emissionen und auch die Lärm-Emissionen fallen deutlich geringer aus.
Der Alstom-Wasserstoffzug ist mit Brennstoffzellenantrieb ausgerüstet, sodass Wasserstoff in elektrische Energie umgewandelt wird. Bei den Testfahrten stellte sich heraus, dass mit einer Tankfüllung bis zu 1.000 km zurückgelegt werden konnten. Damit liegt man im Bereich von mit Dieselantrieb ausgestatteten Zügen und weit vor solchen mit Akku-Antrieb. Die VERBUND AG liefert mit ihrem Zertifizierungsprogramm den Nachweis, dass beim Test nur erneuerbarer Wasserstoff zum Einsatz gekommen ist.
Wie ein Sprecher der ÖBB mitteilte, wird in den kommenden Monaten vom Austrian Institute of Technology (AIT) und dem Hydrogen Center Austria ‑ HyCentA die begleitende wissenschaftliche Studie durchgeführt, um die technischen und wirtschaftlichen Entscheidungsgrundlagen für den künftigen Einsatz von Wasserstoffzügen im ÖBB-Streckennetz vorzubereiten. Eine wichtige Frage, die dabei behandelt wird, ist, ob in den nächsten Jahren die Infrastruktur aufgebaut werden kann, damit genügend grüner Wasserstoff zur Verfügung steht. Das wäre die Voraussetzung, um vor allem auf Nebenbahnen Dieselfahrzeuge durch Wasserstoffzüge zu ersetzen. Damit könnte Wasserstoff einen Beitrag leisten, damit der ÖBB-Personenverkehr bis 2030 CO2-neutral durchgeführt werden kann.