Anwendungsbereiche
Wegen seiner Vielseitigkeit und Sicherheit hat Gas die Welt verändert und den Menschen Komfort und Wohlstand gebracht. Grünes Gas bringt die gleichen Vorteile, ist aber erneuerbar und klimaneutral.
Alleskönner Gas
Gas hat im österreichischen Energieträger-Mix einen Anteil von fast 23 %. Seine Einsatzgebiete reichen von Haushalten, Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben bis zu Industrieunternehmen, dem Mobilitätssektor und der Stromerzeugung. In vielen Anwendungsbereichen kann Gas nicht oder nur schlecht durch andere Energieträger ersetzt werden. Was aber sehr wohl möglich ist: Fossiles Gas sukzessive durch Grüne Gase zu ersetzen.
Gemacht mit Gas
Die Broschüre „Gemacht mit Gas – In Zukunft mit Grünem Gas“ führt eine Reihe von Beispielen für Produkte und Dienstleistungen an, bei deren Erzeugung und Bereitstellung der Energieträger Gas erforderlich ist, um Bewusstsein dafür zu schaffen. Der vielfältige Einsatz von Gas in industriellen Prozessen sowie seine Verwendung in Haushalten, zur Stromerzeugung und im Gewerbe wird in Zukunft durch den Einsatz von klimaneutralen Grünen Gasen dekarbonisiert werden.
Gas im Haushalt
Etwa 20 % des in Österreich verbrauchten Gases geht in die Haushalte, beispielsweise zum Heizen, Kochen oder zur Warmwasserbereitung. Auch die steigende Anzahl an Fernwärmehaushalten sind Gashaushalte: Fernwärme wird zu 50 % aus Gas produziert. Die Umstellung auf Grünes Gas ist ein wichtiger Schritt zur Energiewende. Die Haushalte werden mit einem klimaneutralen Energieträger versorgt, können dabei aber ihre gewohnten Geräte weiterverwenden. Zugleich macht Grünes Gas den privaten Sektor unabhängig von teuren Gasimporten, da insbesondere Biogas zu einem großen Teil regional in Österreich hergestellt werden kann. Zudem sinkt der Gasverbrauch in den Haushalten durch effizientere Geräte und Wärmedämmung.
Grünes Gas für die Gasheizung
Gas wird seit vielen Jahrzehnten in Haushalten und Betrieben zur Beheizung von Räumen eingesetzt. Moderne Technologien und Geräte ermöglichen es mittlerweile, die im Gas enthaltene Energie fast vollständig in Wärme umzuwandeln.
In Zukunft wird Grünes Gas im Zusammenspiel mit erneuerbaren Technologien, wie etwa Solarenergie, zur Wärmeerzeugung für eine emissionsfreie Bereitstellung von Wärme sorgen. Biogas und Biomethan lassen sich unabhängig vom Wetter jederzeit produzieren und Wasserstoff gleicht saisonale Schwankungen bei Wind- und Sonnenenergie zuverlässig aus.
Fernwärme wird mit Grünem Gas klimafreundlich
Fernwärme wird etwa zur Hälfte in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und in Heizkraftwerken erzeugt, bei denen Wärme mit Gas erzeugt wird. Der Rest der Energie für Fernwärme kommt aus der Müllverbrennung, aus Abwärme und Biomasse. Je mehr Grünes Gas in die Fernwärmeproduktion fließt, umso besser für die CO2 Bilanz und die Unabhängigkeit von Erdgasimporten.
Grünes Gas für Warmwasser
Warmes Wasser aus der Leitung ist heute für Österreichs Haushalte eine Selbstverständlichkeit. Das hat Gas ermöglicht. Mittlerweile wurden einfache, mit Gas befeuerte Durchlauferhitzer von modernen Brennwertgeräten abgelöst. Diese verwerten die eingesetzte Energie effizient, und der Betrieb kann exakt gesteuert werden.
Im urbanen Raum sind es gasbefeuerte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und Heizwerke, die als Teil von Fernwärmesystemen Warmwasser bereitstellen.
Beispiele für Anwendungen von Grünem Gas im Haushalt
Erneuerbares Grünes Gas ersetzt fossiles Erdgas ohne Qualitätsverluste und ohne Investitionen in neue Geräte, ist dabei aber 100 % erneuerbar und 100 % klimaneutral.
Gas in der Industrie
Der produzierende Industriebereich ist mit 40 % Anteil am heimischen Gasverbrauch am meisten auf eine gesicherte Gasversorgung angewiesen. Gas kommt hier auf zweierlei Weise zum Einsatz: als Rohstoff und als Energieträger, letzterer vor allem zur Erzeugung der nötigen Prozesswärme.
Mit dem Begriff Prozesswärme ist Wärme gemeint, die für bestimmte technische Prozesse zur Herstellung, Weiterverarbeitung oder Veredelung von Produkten benötigt wird.
Dabei stellen die verschiedenen Industriezweige und -prozesse höchst unterschiedliche Anforderungen an das Temperaturniveau: Während das Trocknen von Papier bereits ab etwa 160 °C möglich ist, benötigen Brenn- und Schmelzprozesse Temperaturen bis zu deutlich über 1.000 °C, vereinzelt bis zu 3.000 °C.
Die hierbei entstehenden CO₂-Emissionen können durch Grüne Gase eingespart werden, um eine klimaneutrale Prozesswärmeversorgung zu erreichen.
Gas als Rohstoff und schwer ersetzbarer Energieträger
Mit rund 10 % des fossilen Gases, das in Österreich verbraucht wird, werden Produkte des täglichen Bedarfs hergestellt. So werden Kunststoffe, Düngemittel und Medikamente aus dem Rohstoff Gas erzeugt.
Vielfach kann Gas aber auch als Energieträger nicht ersetzt werden: zum Beispiel bei industriellen Prozessen im Hochtemperaturbereich, die nicht oder nur sehr schwer elektrifizierbar sind und ohne Unterbrechung am Laufen gehalten werden müssen, wie z.B. in Zinkereien oder bei der Glasherstellung.
Gas bei der Medikamenten-Erzeugung
Bei der Erzeugung von pharmazeutischen Produkten kommt Gas sowohl als Rohstoff als auch als Energieträger zum Einsatz. Strom und Prozessdampf werden in den Werken häufig durch Gas bereitgestellt. So wird Dampf unter anderem für die Extraktion von Substanzen oder die Verdampfung von Lösungsmitteln benötigt.
Auch Wärmetauscher, die zur Erzeugung verschiedener pharmazeutischer Wasserqualitäten gebraucht werden, sind beim Betrieb auf Gas angewiesen.
Gas als Grundstoff für Dünger
Dank Gas gibt es in den meisten Teilen der Welt genügend Nahrungsmittel – zumindest dort, wo Stickstoff-Dünger eingesetzt werden kann. In mehreren Verarbeitungsschritten wird in chemischen Fabriken aus Gas erst Wasserstoff (H2) erzeugt, der in der Folge durch die Verbindung mit Stickstoff aus der Luft zu Ammoniak umgewandelt wird. Ammoniak dient als Ausgangsstoff für die Produktion von Mineraldünger.
In der Biogas-Produktion wird zudem biologischer Dünger als Nebenprodukt gewonnen: Die Gärreste, die bei der Erzeugung von Biogas anfallen, sind äußerst nährstoffreich und eignen sich als umweltfreundliches Düngemittel. Sie beinhalten wertvolle Pflanzennährstoffe und organische Substanz zur Bodenverbesserung und können mineralische Dünger ersetzen, die ansonsten energieintensiv hergestellt werden müssen
Gas als Ausgangsprodukt für Kunststoff
Es gibt nur wenige Produkte, die keine Kunststoffteile enthalten. Heutzutage werden Kunststoffe größtenteils synthetisch hergestellt. Das Ausgangsprodukt ist häufig Gas. Auch hier können statt Erdgas Grüne Gase wie Biomethan aus der Biogasproduktion verwendet werden.
Durch Erhitzen werden die Methan-Moleküle aufgespalten, die Kohlenstoffatome verbinden sich in der Folge zu Ketten. Geliefert wird der Kunststoff zumeist pulverförmig als Granulat – bereit zur Weiterverarbeitung.
Gas in der Fahrzeugindustrie
In der Fahrzeugindustrie und deren Zulieferbetrieben kommt Gas vielfach zum Einsatz. In den Aluminiumgießereien wird es als Brennstoff für die Öfen verwendet. Die heiße Abluft des Brenners erwärmt das Schmelzgut im Tiegelofen indirekt. Weitere Einsatzgebiete für Gas sind die Trocknungsöfen der Lackierereien und die Herstellung von Batterien und Kabeln.
Batterien brauchen Gas
Gas wird bei der Produktion von Bleibatterien für das Schmelzen und Legieren von Blei verwendet sowie zur Herstellung von Elektroden und davor zur Anfertigung von Bauteilen durch Schmelzguss. Bei Lithiumbatterien wird Gas beim Trocknungsprozess eingesetzt.
In Glühbirnen steckt Gas
Für das Erzeugen des Glühfadens sowie für das Herstellen des Glases der Glühlampe wird Gas eingesetzt. Auch der Strom, der den Faden zum Glühen bringt, stammt häufig aus einem Gaskraftwerk. Genauso wie der Strom, der in Luftverflüssigungsanlagen eingesetzt wird, um das Edelgas Argon zu erzeugen, das in einer Glühlampe eingeschlossen ist.
Gas ist für die Industrie unerlässlich
Besonders für Industrie und Gewerbe spielt Gas, als sichere und verlässliche Energiequelle eine große Rolle.
Stromerzeugung mit Gas für Versorgungssicherheit
Österreichs Stromwirtschaft hat sich zum Ziel gesetzt, Österreich zu 100 % mit erneuerbarem Strom zu versorgen. Dabei geht es in öffentlichen Diskussionen meist um Wind-, Sonnen- und Wasserkraft. Doch bei all den Vorteilen dieser Energieträger gibt es ein großes Problem: Strom lässt sich nicht langfristig speichern. Aus überschüssigem Ökostrom kann man jedoch Grünen Wasserstoff erzeugen, der in großen, österreichischen Gasspeichern lagern kann, bis die Energie – vor allem in der kalten Jahreszeit – gebraucht wird. Steigt der Strombedarf, während die Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom sinkt, kann der Grüne Wasserstoff wieder in Strom verwandelt werden.
Dadurch können saisonale Schwankungen bei der Produktion von Ökostrom ausgeglichen werden und das völlig klimaneutral.
Mobilität: klimafreundlicher fahren mit CNG und LNG
Die beiden umweltfreundlichen Kraftstoffe CNG und LNG lassen sich auch aus Biogas herstellen. Sie emittieren bei der Verbrennung kaum Feinstaub und sehr wenige Stickoxide. Zudem läuft der Motor mit CNG und LNG geräuschärmer.
Was können die Kraftstoffe aus Grünem Gas?
Je nachdem, welche Fahrzeuge betrieben werden, stehen die Bio-Kraftstoffe CNG oder LNG aus Grünem Gas zur Verfügung. CNG steht für „Compressed Natural Gas“. CNG kann auch aus Biogas hergestellt werden und ist ein konzentriertes klimaneutrales Gas aus Biomethan, das sich vor allem für Gasautos eignet. LNG steht für „Liquefied Natural Gas“, das ebenfalls aus Biomethan erzeugt werden kann. LNG ist verflüssigtes Grünes Gas, das sich besonders für den Schwerverkehr wie etwa Lastkraftwagen und Autobusse eignet.
Neue Mobilität für Neue Energie: CNG und LNG
Laut der Natural & Bio Gas Vehicle Association (NGVA Europe) hat Europa ein Potenzial von zwei Millionen Fahrzeugen, die allein von Biomethan aus biogenen Reststoffen angetrieben werden könnten. Noch sind CNG und LNG aus Biogas aber nicht in ausreichend großer Menge vorhanden. Auch Biogas-Tankstellen gibt es noch nicht überall. Doch es gibt immer mehr Best Practice Beispiele von CNG/LNG-Mobilität im Schwerverkehr.
Best-Practice-Beispiele:
- Bio-CNG für Salzburgs Autobusse
- Aus Gülle und Stallmist wird LKW-Kraftstoff